
Durch die Provence
Tag 12: Moutiers Sainte-Marie – Riez
Die Tour entlang des Verdon hat mir einen prächtigen Muskelkater beschert. Mühselig schleppe ich mich die nächsten drei Tage durch die Provence.

In Südfrankreich ist die Waldbrandgefahr allgegenwärtig. Jeden Sommer fallen große Flächen dem Feuer zum Opfer. Zu einigen Waldgebieten ist der Zutritt in den heißen, trockenen Sommermonaten deshalb komplett untersagt. Bei der ungewöhnlich feuchten Wetterlage derzeit ist das zum Glück noch kein Thema, die Spuren verheerender Waldbrände sieht man hier aber immer wieder.
Als ich aus dem Tal des Lac Sainte-Croix heraus gestiegen bin, wandelt sich plötzlich die Landschaft. Ich habe die Vorgebirgslandschaft der Prealpes d’Azur hinter mir gelassen; vor mir erstreckt sich eine fruchtbare Hochebene bis zum Horizont.
Getreide- und Lavendelfelder säumen den Weg; dazwischen steinerne Häuser mit terrakottafarbenen Dächern.
Die Provence erfüllt all ihre Klischees.
Etappenlänge: ca. 21km
Wort des Tage: la courbature
Tag 13: Riez – Greoux-Le-Bains
Die Provence ist seit Jahrtausenden besiedelt. Vor allem die Römer haben ihre Spuren hinterlassen.

Zwischen den blühenden Feldern erheben sich bewaldete Höhen. Darüber hinweg ziehen sich gerölllübersäte, erosionsgeschädigte Wege, die das Vorankommen mühsam machen.
Die Provence ist sturmerprobt, der „Mistral“, ein oft tagelang anhaltender, scharfer Fallwind ist berüchtigt (und trägt seinen Teil zur Waldbrandgefahr bei). Auch heute pfeift es kräftig über die Höhen hinweg.
Die Landschaft ist dicht besiedelt, die Anwesen und Orte sind gepflegt. Alles erweckt den Eindruck, dass sich hier vor allem wohlhabende Ruheständler ihren blühenden Gärten widmen, die mit der Farbenpracht der Felder und Wiesen wetteifern.

In Greoux-Le-Bains, einem alten Kur- und Badeort, gibt es ein letztes Wiedersehen mit dem Verdon. Seine beeindruckende türkise Farbe hat er hier aber bereits verloren.

Etappenlänge: ca. 24km
Wort des Tages: la tempête
Tag 14: Greoux-Le-Bains – Manosque
Immer wieder komme ich an Feldern vorbei, auf denen Eichen in Reih und Glied gepflanzt sind. Unter den Bäumen ist der Boden frisch gepflügt. Ich kann mir keinen Reim darauf machen; erst viel später in Manosque bringt mich eine aushängende Speisekarte auf die richtige Idee: Trüffel!

Die letzten 5 Kilometer führt der Weg über eine schmale, viel befahrene Ausfallstraße. Die Brücke von Manosque ist auf 30km die einzige Möglichkeit, die Durance zu überqueren. Auf Wanderer kann man da keine Rücksicht nehmen.

Etappenlänge: ca. 15km
Wort des Tages: la truffiere
Tag 15: Manosque
Ich gönne mir einen wohlverdienten Ruhetag. Einkaufen, Besorgungen, Wäsche waschen, essen, schlafen.
Mein Hotel, mitten in der Altstadt, versprüht den nostalgischen Charme klassischer französischer Filme.


Fazit soweit:
Mir tut alles weh – die Schultern, die Füße; ich bin von Mücken zerstochen, vom Gestrüpp zerkratzt; habe Sonnenbrand, Muskelkater und Blasen an den Füßen – aber 2 Wochen und deutlich über 200km sind geschafft! Yeah! 🙂