Les Baronnies: Rund um den Mont Ventoux

Les Baronnies: Rund um den Mont Ventoux

Tag 20: Sault – Montbrun-Les-Bains

Mit seiner Lage am Fuße des Mont Ventoux ist Sault ein Mekka für Rennradfahrer. Auf dem Zeltplatz entdecke ich aber auch ein Pärchen aus Bad Oldesloe im Camper.

Ich: Moin!

Sie: Oh. Moin. Das kennen wir! Woher?

Ich: Aus Bremen.

Sie (verwirrt): … aber doch nicht mit dem Fahrrad?!

Ich: Nein, nein. Zu Fuß.

Sie: …

Ich: … aus Nizza.

Sie (ungläubig): Waaas? Ich dachte, vielleicht hier in der Gegend, so zwanzig, dreißig Kilometer?!

Ich: Ja, schon. Jeden Tag.

(Fassungsloses Schweigen.)

Fast wäre der guten Frau das Frühstück aus dem Gesicht gefallen.

Der Weg beginnt heute leicht, es geht stetig bergab, auch die Füße sind erholt. So geht das Wandern gut voran!

Sieht hier fast aus wie zu Hause.

Tatsächlich musste ich mich in den ersten Tagen enorm daran gewöhnen, dass ich hier für alle Strecken deutlich länger brauche als ich es aus dem norddeutschen Flachland gewohnt bin – mittlerweile sind Einschätzungen und Kondition aber zum Glück deutlich besser geworden. 🙂

Schon kurz nach Mittag bin ich in Montbrun-Les-Bains. Eine heranziehende Gewitterfront lässt mich den Tag früh beenden. Dafür habe ich endlich einmal die Muße, mir noch die Stadt anzusehen und Abends eine exzellente Pizza essen zu gehen.

Montbrun-Les-Bains

Typisch provençalischer Uhrenturm („Tour d’Horloge“) mit Metallkäfig über der Glocke. Ziegel würden den Winden nicht Stand halten.

Jeder Ort braucht eine Ruine.
Hübsch hier!

Etappenlänge: ca. 14km

Tag 21: Montbrun-Les-Bains – Le-Poët-en-Percip

Gemütlich geht es weiter, erst auf Wirtschaftswegen im Wald, später über schmale Pfade.

Einer der spannendsten Aspekte bei meiner Wanderung ist, dass ich immer wieder beobachten kann, wie sich Gelände, Gestein, Wasser und Vegetation ändern; manchmal abrupt, manchmal nur graduell. Wie sie sich gegenseitig beeinflussen und natürlich auch die menschliche Nutzung der Landschaft prägen.

Hier in den „Baronnies“, wie die Gegend rund um den Mont Ventoux heisst, ist die Landschaft im Vergleich zum Lubéron wieder etwas rauhe geworden: die Berge höher, die Ebenen weniger fruchtbar. Nichts desto trotz ist die Landwirtschaft noch immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der spärlich besiedelten Gegend.

Eine Mondlandschaft aus riesigen „Sandhaufen“. (Sandstein , Kalkstein? Wer weiß es genauer?)
Erosion hat interessante Strukturen hinterlassen.

Ich beende den Tag in Le-Poët-en-Percip; der ungewöhbliche Name deutet aber nur auf einen Gipfel (lat.: Podium) hin, nicht auf einsame Dichter in den Bergen.

Etappenlänge: ca. 17km

Tag 22: Le-Poët-en-Percip – Buis-de-Baronnies

Weiter geht es über die Höhenzüge der Baronnies. Trotz der eher geringen Höhe von etwa 1100m erinnern mich die Viehweiden hier oben bereits ein wenig an die Almen der Alpen.

Ausnahmsweise treffe ich andere Wanderer: Urlauber aus einem nahen Dorf. Ein Stück weit gehen wir zusammen, dann mache ich mich an den langen Abstieg nach Buis-de-Baronnies, fast 800hm tiefer.

Über diese imposante Felsnadel laufen mehrere Klettersteig. Zum Glück führt mein Weg nur an ihrem Fuße entlang.

Mir ist schon von der Vorstellung schwindelig.

Während der alltägliche Gewitterschauer nieder geht, verbringe ich den Abend in Buis-de-Baronnies bei Pastis & Pizza, mische mich unter die Einheimischen, schnuppere französische Lebensart und komme erst davon, als die letzte Crème Brûlée au Citron vertilgt ist.

A votre santé!

Etappenlänge: ca. 18km


Ein Gedanke zu „Les Baronnies: Rund um den Mont Ventoux

  1. Macht immernoch Spaß, mitzulesen! Und am Samstag gegen Mittag kannst du ja mal auf Flugzeuge am Himmel achten. In einem davon sitzen wir (wir winken dann) und fliegen über dich hinweg, mit Ziel Nizza. Allerdings nicht zum Wandern, sondern für Müßiggang in Strandnähe 😉

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